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Othmar Eder

 

Werk

Auf den ersten Blick zeigen Othmar Eders Zeichnungen ganz einfache Situationen: einige spielende Kinder auf einem Hof, eine Reihe von Wanderern vor grandioser Bergkulisse oder die Füsse einer Frau. (...) Othmar Eder benutzt als Vorlagen für seine Bilder Fotografien aus alten Illustrierten, die ihm der Zufall zuspielt. Er wählt die ihn interessierenden Motive aus, beschneidet sie wenn nötig und vergrössert sie mit dem Fotokopierer. Diese Vorlage überträgt er dann mit Hilfe von Kohlepapieren, wie sie früher benutzt wurden um mit der Schreibmaschine Kopien herzustellen, auf das Zeichenpapier. Dieser Vorgang ist ein langwieriger Prozess. Es dauert Wochen, ja Monate, bis nur eine einzige Zeichnung fertig ist. Strich für Strich, Fläche für Fläche setzen sich die Bilder langsam zusammen wie wundersame Erscheinungen. (...)

Othmar Eder benutzt eigentlich belanglose, unpersönliche Bilder aus den Massenmedien. Persönlich werden diese banalen Bilder aus den Massenmedien dadurch, dass fast jeder einzelne Strich des Künstlers sichtbar bleibt. Das Persönliche manifestiert sich nicht in der Wahl des Motivs sondern vielmehr darin, dass die wochenlange Handarbeit des Künstlers gleichsam Strich für Strich die Bilder mit Leben durchpulst. (...)

Der Transfer von der Fotografie zur Zeichnung verdichtet die Bilder, indem alles Zufällige, das normalerweise Fotografien anhängt, wegfällt und nur die Essenz der Motive zurückbleibt. Die Personen werden zu zeitenthobenen Figuren, zu Chiffren. Die Landschaft verdichtet sich zu Hell und Dunkel, zu Präsenz und Abwesenheit. Auch lässt sich nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, ob die gezeigten Szenen vor Jahrzehnten oder eben erst fotografiert wurden. Durch den Prozess des Umzeichnens lockert sich die Bindung an die Entstehungszeit und die Bilder fallen aus ihrem ursprünglichen Kontext. Sie verlieren ihre eindeutige Bedeutung. Dafür gewinnen die Bilder an Offenheit. Abgekoppelt von Zeit und Gegebenheit ihrer Entstehung werden sie zu offenen Projektionsfeldern für die Fantasie der Betrachterinnen und Betrachter. (...)

Markus Landert, Kunstmuseum Thurgau

 

 

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